Die Marke des US-Moderiesen Abercrombie & Fitch ist damit heißer Anwärter für den Preis des mitarbeiterfreundlichsten Unternehmens 2013 - in Form eines Goldenen Stuhls. Um den Preis zu verdienen, fehlt nur noch, dass Hollister auch in den anderen 14 Filialen in Deutschland den autonomen und unbeaufsichtigten Klogang erlaubt. Doch dazu wird es vermutlich nicht so schnell kommen - gibt es laut Dienstleistungsgewerkschaft ver.di doch lediglich in einer weiteren Stadt - Ludwigshafen - einen Betriebsrat, der sich um ein solches Anliegen kümmern könnte. Die Mitarbeiter sind in der Regel nicht fest angestellt und haben Angst um ihre Arbeitsstelle, sollten sie sich organisieren.
Hollister könnte damit den US-Konzern Amazon im Wettbewerb um den Negativpreis des Goldenen Stuhls ausstechen: Der Internetkonzern hatte seinen Mitarbeitern in deutschen Amazon-Lagern pro Toilettengang genau fünf Minuten gegönnt - die diese immerhin unbeaufsichtigt verbringen durften. Aus französischen Amazon-Standorten wurde berichtet, dass die Mitarbeiter pro Schicht nur zweimal 20 Minuten Pause machen dürfen, wovon allein der Weg zum Pausenraum und zurück 15 Minuten ausmachte.
Der Gang zur Toilette ist ein fundamentales Grundbedürfnis eines jeden Menschen. Er darf weder kontrolliert noch die Anzahl der Besuche des Waschraums beschränkt oder die Länge des Aufenthaltes begrenzt werden. Da reicht auch die Begründung nicht aus, dass auf den Toiletten vandaliert worden sei. Dass sich das Unternehmen in Frankfurt am Main nicht auf eine gerichtliche Auseinandersetzung eingelassen hat, zeigt, dass es selbst nicht davon ausgeht, mit seinem Handeln vor einem Richter Recht zugesprochen zu bekommen.
Die Angestellten der US-amerikanischen Modekette Hollister dürfen in der Frankfurter Filiale wieder alleine zur Toilette gehen. Kein Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma begleitet sie mehr auf ihrem Gang zum stillen Örtchen. Das ist eine großartige Nachricht für die Belegschaft in der Einkaufspassage MyZeil, zu deren Aufgabe es teilweise gehört, sich halbnackt den wartenden Mädchenmassen zu präsentieren, bis die Filiale endlich ihre Pforten öffnet.